"Die Frauengruppe ist zwanzig Mann stark..."
Besuch einer Buchvorstellung:
Sandra Pingel-Schliemann & Doreen Hilbert - „Frauen der Friedlichen Revolution 1989. Zwanzig Porträts aus Mecklenburg-Vorpommern“
Dagmar hat mich eingeladen, mit ihr und Johannes nach Schwerin zu fahren. Sie ist Teil eines Buchprojektes. 25 Jahre nach der Friedlichen Revolution haben Dr. Sandra Pingel-Schliemann und Doreen Hilbert in einfühlsamen Texten und Bildern zwanzig Frauen aus Mecklenburg-Vorpommern porträtiert, die sich auf unterschiedliche Art und Weise im Herbst 1989 für Reformen in der DDR eingesetzt haben. Darin erzählen die Frauen rückblickend von ihrem Engagement, ihren Hoffnungen, Ängsten, aber auch von ihren Enttäuschungen.
Für mich ist es der erste Besuch in Schwerin seit mehr als dreißig Jahren. Eigentlich habe ich keine richtige Erinnerung mehr an diese Stadt. Meine Sandkastenfreundin Grit Frahm war in der zweiten Klasse dorthin gezogen - mehr weiß ich nicht dazu.
Von zwanzig Frauen, waren fünfzehn der Portätierten bei der
Buchvorstellung dabei. Rechts außen, hinten - die Autorin,
Dr. Sandra Pingel-Schliemann. Foto: privat
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Für mich ist es der erste Besuch in Schwerin seit mehr als dreißig Jahren. Eigentlich habe ich keine richtige Erinnerung mehr an diese Stadt. Meine Sandkastenfreundin Grit Frahm war in der zweiten Klasse dorthin gezogen - mehr weiß ich nicht dazu.
Es ist abends als wir ankommen. Das Schloß ist dezent beleuchtet. Johannes erklärt alles: das umstrittene IHK-Gebäude, das Theater, das Justizministerium usw. Die Altstadt ist teilweise weihnachtlich beleuchtet. Ich entdecke schöne alte Häuse. Ein Wiederkommen lohnt sich sicher auch mal bei Tageslicht.
Die Veranstaltung im Schleswig-Holsteinhaus eröffnet ein junger Pianist mit französischen Wurzeln, der 1988 geboren wurde und im Jahr 1989 gerade mal ein Jahr alt war.
In den Reden und einer kleinen Talkrunde wird deutlich, was bereits seit langem aufgefallen war: Die Rolle der Frau nach der Wende hat sich in der DDR dramatisch verändert. In den Zeiten der Revolution hat sich keine Frau die Frage gestellt, ob Frauen etwa anders "revolutionieren" würden als Männer. Nicht mal im Traum. Heute - 25 Jahre später müssen diese Frauen auf solche Fragen antworten und wissen nicht recht was sie sagen sollen.
Obwohl - die Stasi schien die Aktivitäten von Frauen auch nicht so richtig ernst zu nehmen. In einem Protokoll der Stasi war zu lesen: "Die Frauengruppe war zwanzig Mann stark.Wer sie führt, ist unklar."
Obwohl - die Stasi schien die Aktivitäten von Frauen auch nicht so richtig ernst zu nehmen. In einem Protokoll der Stasi war zu lesen: "Die Frauengruppe war zwanzig Mann stark.Wer sie führt, ist unklar."
Auffallend ist, daß viele Frauen, die in den Wendezeiten aktiv waren, sich nach der Fixierung der Umstände von der politischen Bühne zurückgezogen haben und wieder den Männern die Mandate überlassen haben.
Frauen sind deutlich bescheidener. Nicht alle - aber viele.
Ergreifend, wie die Frauen diese Wendezeiten beschrieben haben. Diese dreißig Tage vom Oktober bis November 1989 waren für viele voller Hoffnung. Es war alles möglich, niemand wußte was kommt. Es mußte etwas getan und bewegt werden. Im Neuen Forum herrschte Aufbruchstimmung.
"Es war wie im Rausch" sagte eine Dame.