Novemberblues

Novembergrau. Nass. Die Tage tropfen vor sich hin. Vor drei Wochen bin ich aus der Reha in Bad Sülze nach Hause gekommen. Fit und voller Elan. Mit dem Gefühl, die Schmerzen sind in den Griff zu bekommen. Das ging nur kurz gut.

Heute, drei Wochen später, ist mir klar geworden, dass ich wohl um eine erneute Operation nicht herumkommen werden. Aber es ist noch soviel Unordnung in meinem Kopf. Die innere Befehlsarmee sagt aber, die Soldaten wollen beschäftigt werden. Wir wolllen arbeiten. 

Sei realistisch. Du stehst einmal kurz auf und knickst wieder um. Es geht nicht. 

Irgendwas muss gehen. 

Geht aber nicht.

Aber die anderen.

Ja, die anderen, die würden auch nicht tauschen wollen.

Ämterchaos. Ganz schlecht geeignet für meinen Kopf und meine seelische Verfassung. Man schickt Belege und das Amt fordert genau diese Belege wieder an. Man bekommt ein Formular, das eigentlich von einem anderen Amt ausgefüllt und abgestempelt werden muss. Kein Hinweis im Anschreiben, daß das so ist. Also liegenlassen ist ganz schlecht. Wie immer...

Bei der Rentenversicherung Bund anzurufen ist ein Scherz. Kommunikation funktioniert nur mit Rückruf per Mail. Hä? Do not call us, we call you. 

Bitte sagen Sie genau das, das ist wichtig - auch wenn es anders ist. Ist nomal. 

Sie verstehen Bahnhof? Ja, ich auch. Es gibt niemanden, der das für einen macht, damit es richtig ist. Informationen müssen sich überall mühselig zusammen gesucht werden. 

Aber alle sind freundlich. Das ist doch gut.

Ich bin bald nicht mehr freundlich. Heute nacht habe ich in den Weiten des Internets einen Satz gelesen: Wenn du dich nicht heilst, wirst du auf andere Menschen bluten.

Bin ich schon soweit? Frust macht oll. Frust macht hässlich. Frust macht dunkle Gedanken.

Mit der Diagnose Osteochondrose Dissecans in beiden Sprunggelenken hält sich die Freude seit fast zwei Jahren in Grenzen.

In zwei Jahren hätte ich ein Buch schreiben können. Habe ich aber nicht.

In zwei Jahren hätte ich Gedichte schreiben können. Habe ich aber nicht.

In zwei Jahren hätte ich eine andere Sprache lernenn können. Hab ich aber nicht.

Ich habe genäht. Fünf Hosen, eine Bluse, divese Taschen und Kleinkram.

Ich habe gestrickt. Sieben Mützen, einen Riesenschal und diverse Kleinteile.

Ich habe viel Brot gebacken. Sehr viel Brot.

Ich habe viel Wein getrunken. 

Ich habe zwei, drei wirklich schöne Feste gefeiert.

Putzen mag ich immer noch nicht besonders. 

Wir hatten eine sehr gute Chili-Ernte.

Ich würde gern im Ahrtal helfen. Das bedauere ich sehr. Scheiße, das ich das körperlich nicht hinbekomme.

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