Belanglos

Das ist so ein Abend. Belanglos. Nach einem Hauptfilm noch ein wenig im Internet surfen. Musik hören. Und nebenbei läuft ZDF-history. Nachkriegszeit. Am Anfang läuft das nur so als Hintergrund. Dann nehme ich den Ton dazu und ich bin ergriffen. Ich denke an meinen Vater, der als Baby mit meiner Oma und anderen Geschwistern aus Ostpreußen geflüchtet war.
Ich sehe Menschen, die ein Feld stürzen, um Ähren zu lesen. Sie haben Hunger.
Ich gieße mir noch Wein nach. Möchte eigentlich umschalten. Zögere. Schalte die Musik aus und sehe mir die Doku zuende an.
Mein Vater lebt nicht mehr. Aber ich erinnere mich daran, daß seine Kindheit nicht leicht war. Wir haben nie so viel darüber geredet. Aber damals führte eins zum anderen. Nur willkommen - das waren diese Flüchtlinge nie. Wie wird man groß, wenn man nicht willkommen ist?
Damals ging es allen schlecht. Und heute? Heute geht es den meisten gut. Und trotzdem sind viele, die aus Not hierher kommen, nicht willkommen. Da maßen sich Wutbürger in Dresden an, darüber zu befinden, wie voll das Boot ist und wieviel fremde Religion von einer Nation verkraftet werden kann.
Mein Vater sagt immer: Ein starker Kaiser erlaubt auch das Singen verbotener Lieder. Ich teile die Meinung dieser Demonstranten nicht, aber ich werde immer dafür eintreten, daß sie ihre Meinung sagen können. Friedlich - versteht sich.

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