Montag

Beim Kurs in der Volkshochschule in Güstrow fühle ich mich ab und zu "genordet". Menschen, die eine Leidenschaft teilen: zu schreiben. Keine Literaten. In der Mehrzahl Senioren, die ihre Lebensgeschichte an die Enkel weitergeben wollen. Aus allen Schichten - ganz bunt gemischt.
Zwei Stunden, die alle vierzehn Tage wie im Flug vergehen. Auf die sich alle Teilnehmer sehr freuen. Zwischen all den ernsten Biografien komme ich mir mit meinen launigen Texten manchmal beschämt vor. Die Schicksale aus der Nachwendezeit, aus den Kriegstagen gehen mir unter die Haut. Wenn ein Vater in den Krieg zieht und das Kind sich an die letzte Berührung seines Vaters erinnert. Wenn der Hausrat gepackt wird, weil alles auf den Wagen muss, der sich einem langem Treck anschließt. Unbekanntes Ziel. Der kleine Bruder, gesundheitlich angeschlagen, muss nebenher laufen. Die Puppe, die verloren wurde. Erinnerungen an geliebte Haustiere, eine schöne Berufszeit. Da versagt auch mal dem einen oder anderen die Stimme. Das sind Gänsehautmomente.
Und dazwischen ich mit meinem Bauchladen aus Heiterkeit und Krimi. Aber ich freue mich auch auf die Resonanz und auf offene Worte. Jeder ist mal dran mit Protokollschreiben. Diesmal hat es mich "getroffen". Das Protokoll wird beim nächsten Treffen vorgelesen und sorgt immer für große Erheiterung.

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