Walter

Walter ist gestorben. Meine Tante sagt, ich wußte gar nicht, daß der so berühmt ist. Die Zeitung ist voll mit Todesanzeigen. Die Welt kennt ihn als Geologen, ehemaligen Leiter des Stadtmuseums in Weimar, als Autor, Professor. Ausgezeichnet mit dem Thüringer Verdienstorden. Er gab ihn persönlich in der Erfurter Staatskanzlei zurück, weil die Stadt kein Geld hatte, und das Stadtmuseum schließen musste. Drei Jahre kämpfte er für die Wiedereröffnung. 2006 hatte er endlich Erfolg.
Walter war ein besonderer Mensch.
Heute ist seine Beerdigung. Leider kann ich nicht dabei sein. Meine Mutter wird die Familie vertreten.
Meine Gedanken sind bei Hans.
Walter. Ich denke an einen riesigen Wiesenblumenstrauss. Ich denke an Lagerfeuer und an Diskussionen zum Thema Reisen. Wir wollten damals unbedingt die Welt sehen. Walter, der schon viele Expeditionen hinter sich hatte, winkte müde ab. Jahre später sind er, Hans und ich gemeinsam mit dem Rucksack durch die Karibik gereist, haben wild an Stränden geschlafen. Irgendwann hast Du Deine Kamera weggelegt und gesagt: Ich male nur noch. Zu öffentlichen Terminen bist Du gern im Schlabberlook gegangen und hast Dich heimlich gefreut, wenn sich jemand aufgeregt hat. Alles aufgesetzte und künstliche war Dir fremd und suspekt. Weimar hat Dir viel zu verdanken. Du warst ein Mann der Worte und der Tat.
Ich denke an einen summenden Reisebegleiter. Ich denke an einen wachen neugierigen Geist. Ich denke an einen  begeisterten Radfahrer. Ich denke an einen neugierigen Forscher. Ich vermisse einen sehr guten Freund und Lehrer.

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