Christian Wulff

Jetzt hat er also das Handtuch geworfen und ist zurückgetreten. Warum? Weil die Staatsanwaltschaft ermittelt und es der Würde des Amtes nicht angemessen ist, Beschuldigter zu sein.
Nun, ich rätsele immer noch, warum ausgerechnet Wulff dieses Amt in den Schoß gefallen ist. Mein Wunschkandidat wäre Wolfgang Gerhardt gewesen. Aber da müßte ja mal die FDP aus dem Quark kommen.
Aber Wulff ist nunmal im dritten Anlauf gewählt worden. Und da hatte die Republik das Glamour-Paar. Nun mußten wir uns ja schon von Gutti verabschieden - und jetzt von Wulff. Was bleibt? Das Wort "wulffen".
Es bleibt ein enormer Schaden. Ein Schaden des Vertrauens in die Politik. So sind sie also, die Schnäppchenjäger. Meines Erachtens wedelt hier der Schwanz mit dem Hund!
Urlaub bei Maschmeyer, ein schönes Zimmer für drei Tage im Hotel, eine 900-Euro-Nutzung eines Telefons, ein Darlehen, eine zugesagte Bürgschaft, die nie abgerufen wurde? Das ist doch an der Grenze des Popanz! Und dann solche Sätze der züchtigen Bedenkenträger: Rechtlich ist da nix zu sagen - aber es geht darum, wie Wulff damit umgeht. Wie soll den Wulff damit umgehen? Wir werden von der Zeitung mit den vier Buchstaben regiert. Chancenlos, behaupte ich. Und als Start dieser Affäre entblödet sich der Chefredakteur des Hortes des Anstands in Deutschland nicht, herauszuposaunen, daß der wütende Anruf von Wulff auf seiner Mailbox einen Angriff auf die Pressefreiheit darstellt. Und Deutschlands Betroffenheitsjournaille trötet ebenfalls in dieses Horn. Da reibe ich mir doch kräftig die Augen und mache die Ohren frei.
Daß ein Bundespräsident angesichts der Schwere der Vorwürfe das Recht einfordern dürfen kann, daß man mit der Veröffentlichung bis zu seiner Rückkehr aus dem Ausland warten kann, finde ich legitim. Vor allem weil es sich nicht um aktuelles handelte. Sondern um alte Geschichten. Nein, es ging nicht um Leben und Tod. Aber der Angriff auf einen Menschen - und einen Angriff auf das Amt dieses Menschen.
Keine Schlagzeile war zu blöd. Der kleinlichste Vorwurf wurde in dicken Lettern gedruckt. Abschuss war das Motto. Auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Kritiker dieser Linie wurde lauthals ausgelacht.

Diese Beleuchter der Wahrheit. Mögen sie das Licht auch auf sich selbst richten und auf andere Politiker - oder unsere Gesellschaft. Journalist ist in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung. Das ist gut so. Aber es hat sich etwas entwickelt, was mal anderes gemeint war. Journalisten sind selbst Schnäppchenjäger. Obligatorischer Nebensatz: Es gibt solche und solche. Aber an verschiedenen beruflichen Stellen habe ich Diskussionen um das Wort Presserabatt führen dürfen. Gottseidank ist dieses Thema jetzt auch in den Fokus gerückt.

Wie glaubhaft ist das, wenn Bettina Schausten verkündet, daß sie bei privaten Übernachtungen Geld zahlt? Sorry, wer macht das denn?

Man sollte nur irgendwie die Kirche im Dorf lassen. Diese kleinen läppischen Vorteile zu tragischen Verfehlungen zu stilisieren ist meines Erachtens komplett übertrieben. Da hat jemand was gesucht. Und das ist es, was mich eigentlich interesiert. Es gibt bestimmt eine Wahrheit hinter der Wahrheit. Die würde ich gern kennenlernen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Wulff. Tja, zum Thema Staatsanwaltschaft könnte ich viel sagen. Nichts was Vertrauen erwecken könnte. Als Begleiter von ein paar Vorgängen in meinem Umfeld kann man das Vertrauen in die deutsche Justiz wirklich verlieren. Und je prominenter der "Beschuldigte" - man denke an den Fall Kachelmann - umso intelligenter ist die Argumentation. Ironie. Obligatorischer Nebensatz: Nicht immer. Aber in dem Fällen, die ich ganz konkret kenne, ist es so. Keine Ausnahme.

Ein Vorteil hat das alles. Es gibt eine/n neue/n Bundespräsident/in. Meinen Wunschkandidaten habe ich ja schon genannt :-)

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