Jüdisches Museum von innen
Der Besuch im jüdischen Museum war beeindruckend. Mich hat sofort die Architektur in den Bann gezogen und gleichzeit eine - offenbar vom Architekten - gewollte Verstörung ausgelöst. Die unterschiedlichen räumlichen Ebenen und Störungen in der Fläche erzeugen Emotionen, denen man sich nur schwer entziehen kann.
Mein Weggang aus der DDR - damals um zweiten "Schub" über die Prager Botschaft - ist natürlich nicht vergleichbar mit dem Schicksal der Menschen, die während des zweiten Weltkrieges ihre Heimat verlassen müssen. Diese Briefe zu lesen, in Deutsch - meiner Muttersprache - wo Kinder, Mütter und Väter sich von ihren nächsten Angehörigen verabschieden und wissen, daß vor ihnen ein ungewisses Schicksal liegt. Ein junges Mädchen schrieb an ihre Freundin: "Kopf hoch und nicht den Mut verlieren, das hilft mir alles wenig..."
Dann folgen auf einer Tafel die dürren Sätze, daß sie im Konzentrationslager ermordet wurde.
Ich gebe offen zu, mir kamen dann schon die Tränen.
Es war für mich ein komisches Gefühl, mitten in Deutschland Deutsche zu sein. Denn die meisten Besucher waren Ausländer - Briten, Südamerikaner. Sie schauten ungläubig diese Dokumente an.
Dann wieder die Bilder von Menschen, denen es gelungen war, Deutschland zu verlassen. Lachende Gesichter auf einem Ozeandampfer. Fotos mit den Stewards. Unwirklich. Diese Bilder könnten auch von einem Kreuzfahrturlaub stammen - ich verkaufe ja Kreuzfahrten.
Die Pools sind mit Kunststoffmatten ausgelegt - und am Rand festgebunden. Aber sonst - badenende und glückliche Menschen. Aber auch sie wissen nicht, welches Schicksal sie am Ende der Reise erwartet. Trotz aller Freude ist es ein Abschied aus der Heimat - für viele für immer.
Man braucht einfach mehr Zeit für so ein Museum, das hatte ich total unterschätzt. Und sicher werde ich wieder hineingehen. Den Teil über die Geschichte des Judentums, die Entwicklung im Mittelalter konnte ich nur streifen. Begeistert hat mich die Biografie von Glikl bas Juda Leib - eine jüdische Händlerin.
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