Straßenwahlkampf

Samstagvormittag in Ettlingen. Am Stand der Europa-Union führen der CDU-Kandidat und ich interessante Gespräche mit Bürgern. Ältere Damen holen sich Malbücher für die Enkel ab. Interessanterweise sind es fast nur Männer, die sich auf die Gespräche einlassen. "Warum bekommen in Deutschland die Bürger kein Exemplar des Vertrags von Lissabon. Ich habe kein Internet" - oder " Warum kann man nicht sehen, wer alles in Europa Subventionen bekommt. Sowas müßte öffentlich sein". Es entstehen spannenden Dialog - und es gelingt in diesem überparteilichen Forum, gut Werbung für Europa zu machen.

Stand der FDP in Ettlingen. Heute macht sich die Ferienzeit bemerkbar. Es sind weniger Besucher auf dem Markt. Ein Redakteur der BNN hat sich zum Mini-Interview angekündigt. Frage: Warum kandidiert man für Europa?
Weil ich Europa liebe.
Ich liebe Europa auch - aber ich kandidiere nicht gleich für eine Partei!
- Ich merke, wie die ehrliche Antwort auf diese nichtgestellte Frage, in mir Emotionen auslöst.
Und ich erzähle dem Journalisten, daß es mir ein inneres Bedürfnis ist, für diese Wahl zu werben. Mit Listenplatz 92 werde ich sicher nicht ins Euroäische Parlament gewählt werden - aber ich kann Stimmen für die FDP sammeln. Europa ist für mich eine Herzenssache. Ich bin über die Prager Botschaft in den Westen gekommen. Bei der Ausreise säumten jubelnde Tschechen unseren Weg und Polizei mit Schlagstöcken stand dabei. Wir Deutsche wußten, daß wir eine gewissen Unterstützung genossen hatten - die Tschechen hatten dies nicht. Und ich habe mich unheimlich gefreut, als Tschechen und Slowaken Mitglieder in der Europaischen Union wurden. Das ist gelebte Geschichte und sie hat ein Happy End. Für mich ist es so eine Möglichkeit, der Gesellschaft wieder Engagement zurückzugeben.
Die Erinnerung an diese Tage ließen auch ein paar Tränchen fließen. Das ist bei mir ein Automatismus. Im Artikel stand dann höflicherweise: Es geht ihr heute noch nahe.

Schade, daß die Medien Europa meist von der kritschen Seit betrachten. Über Erfolge wird nicht berichtet.
Guido Westerwelle hat Europa - speziell Frieden in Europa mit Gesundheit verglichen - hat man sie, dann ist das selbstverständlich - hat man sie nicht, lernt man zu schätzen, was Gesundheit ist. Ein guter Vergleich.

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